Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung

On 24. Januar 2014 by Jens Jannasch

Das Zitat um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung von Antoine de Saint-Exupéry könnte der Leitspruch meiner vergangenen Coachingsettings sein. 4 Coachees mit den unterschiedlichsten Fragestellungen zur beruflichen Weiterentwicklung. Sie haben jedoch eines gemeinsam: sie drehen sich mit ihren Entscheidungen und Fragestellungen seit längerem im Kreis und kommen nicht voran. Sie setzen die Für- und Wider gegenüber und verwerfen Visionen mit der Begründung, dass diese entweder nicht logisch seien oder „die anderen“ das so nicht mitmachen würden.

Schnell neigen wir dazu bei Fragestellungen die Entscheidungen von anderen zu wissen und nehmen dies dann als Ausschlusskriterium.

Ein Beispiel:
H. möchte eine Fortbildung machen. Diese ist jedoch kostspielig. Er beschäftigt sich seit fast einem halben Jahr mit dem Thema und rechnet hin und her, ob er sich diese Fortbildung selbst finanzieren kann. Er ist der Meinung, dass seine Firma eine solch teure Weiterqualifizierung nicht übernehmen würde.
Er bezieht bei seinen Überlegungen auch seine Familie mit ein. Er hätte in den kommenden zwei Jahren weniger Zeit für die Familie. Seine Aussage war, dass sie dies nicht mittragen würde, da eine einseitige Betreuung der Kinder für diesen Zeitraum durch seine Frau egoistisch wäre und seine Partnerin dies nicht unterstützen würde.
In der Firma von H. äußert die Geschäftsleitung seit längerem, dass jegliche Kosten reduziert werden müssen. Seine Schlussfolgerung hieraus war, dass er dann „logischerweise“ keine kostspielige Fortbildung finanziert bekomme.

Da er für sich weiter kommen möchte und mit sich „im Stillen“ ausgemacht hat, dass er von keiner Seite aus Unterstützung bekommt, kam es in den letzten Wochen vermehrt zu Spannungen im privaten und beruflichen Umfeld. Er suchte mich deshalb auf Empfehlung auf und erhofft sich durch das Coaching eine klarere Sicht der Dinge.
Schon bei der Analyse der aufgeschriebenen Fragestellung kristallisierte sich heraus, dass er als Person hier nicht erscheint, sondern es sich um die eventuellen Reaktionen der anderen Beteiligten handelt.
Im weiteren Verlauf fiel dann auf, dass er fast jede Entscheidung mit seinen „inneren Stimmen“ ausdiskutiert und dann für sich zu einem unbefriedigenden Ergebnis kam.
Hier bot sich dann ein Tool an, bei welchem jede einzelne Stimme erfasst und dann aufgestellt wird. Der Coachee schlüpft dann in die jeweilige Rolle und betrachtet seine Situation aus dieser Perspektive heraus. Sobald er versucht aus einer anderen Rolle heraus zu sprechen, bzw. für eine andere Person, interveniert der Coach, damit der Coachee nur in seiner Rolle bleibt.
So strikt ist man in der Regel nicht zu Hause „im stillen Kämmerlein“, da sich hier immer wieder verschiedene andere Perspektiven und Ansichten zu Wort melden.
Hier konnte H. erleben, dass Stimmen, die er eigentlich als sehr negative Eigenschaft empfand, aus jener Perspektive eine positive und schützende Eigenschaft sind. Auch Standpunkte, welche er im Vorgespräch als Fakt ansah gerieten ins Wanken und weichten auf.
Er konnte also, um wieder auf das Zitat von de Saint-Exupéry zurück zu kommen, aus einer ihm völlig unbekannten Blickrichtung sein System und seine Fragestellung betrachten und hat dank dieses Tools es geschafft, viele Dinge anders und klarer zu sehen.

Er kann nicht wissen, wie seine Geschäftsleitung auf Fortbildungen reagiert, wenn er sie nicht fragt.
Resümee war hier: Die Firma investiert in die Fortbildung der MitarbeiterInnen. H. konnte erläutern, welche Vorteile das Unternehemen hat, wenn er diese Zusatzqualifikation hat. In diesem Gespräch erklärte der Personalchef ihm, dass die Firma Zuschüsse für Fortbildungen dieser Art erhält. Punkte, welche er in seine Überlegung vorher gar nicht einbezogen hat.

Er kann nicht wissen, wie seine Familie auf Fortbildungen reagiert, wenn er sie nicht fragt.
Resümee war hier: Seine Frau unterstütze ihn bei diesem Vorhaben in alle Richtungen und wunderte sich, dass er Bedenken hatte, das sie dies nicht machen sollte. Sie selbst wolle sich auch noch beruflich weiterentwickeln und es werden dann auch Zeiten kommen, an denen er mehr auf die Kinder aufpassen müsse.

Haben Sie auch eine solche Situation erlebt oder begleitet ?
Über ein Feedback und einen Austausch würde ich mich freuen.

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